Der Mammutbaum / Riesenmammutbaum auch Wellingtonie

Dieses Exemplar steht in der Steinkopfstraße (Nähe Wernhalde in Stuttgart Süd)

Mammutbäume sind eine Unterfamilie der Zypressengewächse, gehören damit also zu den Koniferen (Nadelbäumen), haben aber nicht die typischen Nadeln. Etliche Arten sind ausgestorben, nur drei lebende Arten gibt es noch – vor allem im Westen der USA: Küstenmammutbaum, Urweltmammutbaum und Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum). Mammutbäume können einen riesigen Stammumfang und extreme Höhen entwickeln, sie gehören zu den größten Lebewesen der Erde und werden bis zu 3000 Jahre alt. Wikipedia nennt die dicksten Mammutbäume in Deutschland: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_dicksten_Mammutb%C3%A4ume_in_Deutschland

Name: Laut Wikipedia (bzw. Lotte Burkhardt, Berlin 2020) stammt der Name ‚Sequoia‘ von „dem Cherokee-Indianer Sequoyah, der im frühen 19. Jahrhundert die Silbenschrift für die Sprache der Cherokee entwickelt hatte“.

Besonderheiten: Ihre dicke, faserige Rinde schützt die Mammutbäume vor Waldbränden, die zum Glück in unseren Breiten nicht so häufig sind. Interessant auch: Ihre Zapfen öffnen sich erst nach einem Waldbrand, dann hat der Nachwuchs in einem kuscheligen Aschebeet freie Bahn. Wir empfehlen allerdings andere Wege der Verbreitung …

Baum und Mensch: „Redwood“ ist der englische Name des Mammutbaums. Und mir begegnete dieser Name, als ich den Holzboden meiner Stuttgarter Wohnung abschleifen ließ (Baujahr ca. 1890). Das sei amerikanischer Redwood und sehr widerstandsfähig, wusste der Chef der Holzbearbeitungsfirma und er lieferte dazu folgende Erklärung: Im 19. Jahrhundert, als viele Deutsche auf der Suche nach einem besseren Leben nach Amerika auswanderten, konnten die Schiffe nicht völlig leer zurückfahren. Daher brachten sie offenbar etliche Ladungen Holz nach Deutschland und auch nach Stuttgart. So kommt es, dass etliche Holzböden in Stuttgarter Wohnungen und sicherlich in anderen Städten rötlich schimmern.

Kulturgeschichte / Mythen: König Wilhelm I. von Württemberg, der ein Faible für exotische Pflanzen hatte, bestellte 1864 Samen des Riesenmammutbaums (Wellingtonie) in den USA. Dabei kam es zu einem Missverständnis, die Menge betreffend. Ob es an der Maßeinheit („Pfund“ / “pound“) lag oder ob ein Übersetzungsfehler vorlag („ein Lot“ / „a lot of“), hat sich mir nicht erschlossen. Es kamen offenbar ca. 100.000 Einzelkörner und damit erheblich mehr Samen an, als Wilhelm in der Wilhelma säen konnte. 1865 wurden die Samen im Kalthaus der Wilhelma ausgesät, und daraus entstanden 3000 bis 4000 Keimlinge. 50 Bäume wurden im Rosensteinpark gepflanzt; weitere mit präziser Pflanzanleitung an Förster in Württemberg verteilt. So findet man heute im ganzen Land von Nord-Württemberg bis zum Bodensee Mammutbäume (die sog. Wilhelma-Saat, https://www.wilhelma-saat.de/).  Der Rest der Sämlinge wurde zum Verkauf angeboten hat. Und so kommt es, dass es im ganzen Stuttgarter Stadtgebiet etwa 100 Mammutbäume stehen. Viele davon wurden um 1870 gesät/gepflanzt, sind also etwa 150 Jahre alt. Interesse an Samen hatte zum Beispiel auch der damalige Eigentümer des Wernhaldenparks, wo heute – im städtischen Gebiet und frei zugänglich – etwa 40 Mammutbäume stehen. Etliche weitere Bäume findet man im ganzen Land von Nord-Württemberg bis zum Bodensee.

Klimaverträglichkeit/GALK: als Straßenbaum ist die Sequoia nicht vorgesehen (obwohl sie eine freundlicher Pfahlwurzlerin ist).

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