Freundliche wandernde Bäume gibt es nicht nur im „Herrn der Ringe“ sondern seit dem letzten Jahr auch in Stuttgart. Sie sind eine besonders kreative Spezies von Stadtbäumen und dürfen in diesem Blog keinesfalls fehlen.
Die Bäume begannen ihre Wanderung durch die Stuttgarter Innenstadt-Bezirke im letzten Jahr. Mit dem Ziel, die Stadt zu begrünen und vor allem auch die Nachbarschaften zu beleben, starteten die Initiator*innen im Januar 2019 dieses Projekt: Etwa 10 Bäume in fahrbaren Modulen, die gleichzeitig auch Sitzmöglichkeiten bieten, besuchten verschiedene Stadteile. Jeweils dienstags luden sie ein zum „Feierabend unter Bäumen“ (vgl. http://www.wanderbaumallee-stuttgart.de/).
Erst sah es so aus, als würde die Corona-Krise die Wandersaison 2020 gefährden. Doch Mitte Mai hat die Verwaltung drei Standorte in West, Süd und Mitte genehmigt. Die Zustimmung des Bezirksbeirats Stuttgart-Süd steht allerdings noch aus.
Am Pfingstwochenende wurden die Bäume an der Kirche St. Maria auf die Wanderschaft vorbereitet (siehe Foto). Sie wurden aus den Kübeln in gemütliche Pflanzsäcke umgesetzt, in die fahrbaren Wandermodule gestellt und dort gut festgezurrt. Sie sollen ja bei den Wanderungen nicht in Stress geraten. Die hölzernen Module wurden abgeschliffen, bis die Sitzflächen wieder einladend glatt waren und dann geölt.
Und welche Bäume? – Zum Beispiel Apfelquitte, Felsenbirne, Holunder, Mehlbeere, Sauerkirsche – also vor allem einheimische Obstbäume, die Vögeln und Insekten Nahrung bieten. Im Herbst endet für die Bäume die Wanderung: Sie werden verschenkt, um in Gärten anzukommen und richtig groß werden zu können.
Inspiriert wurden die Stuttgarter Wanderbaum-Freund*innen von dem Münchner Verein „Greencity“ (https://www.greencity.de/verein/), der ein doppeltes Ziel verfolgt.
Zum einen das ökologische Ziel, durch die Wanderbäume Zeichen zu setzen, wo im Stadtbild Bäume fehlen und eine dauerhafte Begrünung des Straßenraums zu erreichen – mit all den bekannten klimatologischen Vorteilen
Und zum anderen – und das ist den Stuttgarter Initiator*innen fast noch wichtiger – die Belebung der Innenstädte. Die Wanderbaummodule mit ihren Sitzmöglichkeiten bieten den Nachbarschaften den Ort und die Möglichkeit zum Kennenlernen (das ist bei den heute verbreiteten anonymen Wohnumgebungen der erste Schritt) und dann für regelmäßige Begegnungen und Austausch. Aus dieser Vernetzung der Anwohner*innen können weitere gemeinsame Initiativen folgen: Straßenfeste, Car-Sharing-Modelle, Geräte-Tausch-Aktionen, geteilte Kinderbetreuung, Einkaufshilfen und Vieles mehr.