Klimawandel und Wirtschaftssystem

Dieser Sommer war wirklich exzeptionell – exzeptionell heiß! Eine leichte apokalyptische Bedrohung lag in der Luft, und ich fühlte immer einen unguten leichten Druck im Nacken. Mehrfach täglich blickte ich auf die Wetter-App in der Hoffnung auf Regen, doch vorhergesagter Regen fiel immer wieder aus. Es blieb heiß, die Bäume bekamen gelbe Blätter schon vor dem Herbst, viele Baumwipfel waren schütter. Im ganzen Mittelmeerraum standen Wälder in Flammen, und auch auf der anderen Seite des Globus brannte es.

Wie sagte mir ein Bekannter: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Auswirkungen des Klimawandels uns so schnell erwischen“. Die Bedrohung durch die Klimakatastrophe war in vielen Köpfen noch einigermaßen abstrakt (wenn auch wissenschaftlich bewiesen) und ließ sich lange Zeit gut verdrängen. Sie schien die eigene Lebenszeit – die der Boomer-Generation – nicht zu betreffen.

Neulich habe ich einen interessanten Gedanken gelesen (wo war das doch gleich noch mal?). Da hieß es, dass das neoliberale Wirtschaftssystem hervorragend in der Lage sei, auf gegenwärtige Krisen zu reagieren und Lösungen für aktuelle Probleme zu finden. Die Klimakatastrophe sei aber bislang nur eine ferne Bedrohung gewesen, die uns in einer ungewissen Zukunft vielleicht ereilt (so dachten viele). Und auf solche vagen Bedrohungen könne unser Wirtschaftssystem nicht reagieren; es sei nicht in der Lage, einschneidende Maßnahmen zu ergreifen. Aber, so frage ich mich heute, sind wir vielleicht jetzt – und nach diesem erschreckenden Sommer – so weit, dass Wirtschaft und Politik umsteuern, dass Verbote erlassen werden (ich hätte da ein paar Vorschläge!). Aber – Binsenweisheit! – die Leute haben genau die Regierung, die sie sich wünschen. Niemand will einen Bruch mit der bisherigen Lebensweise und der bisherigen Normalität (vgl. das neue Buch von Stephan Lessenich); Für Kontinuität in der alten (falschen) Normalität sorgt mit großer Beharrlichkeit die FDP in der Koalition.

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