Ferien im Fichtelgebirge

Auf den Spuren meiner familiären Vergangenheit begab ich mich in diesem Sommer ins Fichtelgebirge – und war dort nicht alleine. In Corona-Zeiten machten sich viele auf den Weg, um die Mittelgebirge zu entdecken. Wie würde ich die Gegend nach 30 Jahren erleben? Würden vertraute Erinnerungen geweckt werden? – Und bieten solche Reisen in altbekannte Regionen nicht das intensivere Erleben?

Die erste alte Bekannte, die sich mir in den Weg stellte, war die Eberesche oder auch Vogelbeere, die hier an etlichen Straßen und Wegen ganze oder halbe Alleen bildet. Und jetzt im August waren die Beeren reif und leuchteten rot in der Sonne – wie früher auch!

Überraschend und beglückend war ebenfalls der vertraute Geruch des Fichtenwalds, der nach über 30 Jahren sofort ein wohliges Gefühl und die Erinnerung an frühere Wanderungen mit der Familie weckte. Ein Geruch, der sich deutlich vom Geruch der besonnten Fichtenwälder im Schwarzwald unterscheidet. Es riecht warm, nach Harz und trockenem Moos, sehr würzig und nach Kindheit.

Die größte Attraktion meiner Kindheit war die Luisenburg, das sogenannte Felsenparadies mit elefantös großen Felsbrocken. Wie von Riesenhand aufgetürmt liegen sie im Wald (die Entstehung dieser Felsformationen erklärte Goethe). Seltenheitswert hat das Leuchtmoos, das in den dunklen Spalten zwischen den Felsen wächst, und es leuchtet tatsächlich (lässt sich aber nicht fotografieren)! – An die Felsen klammern sich die Bäume – und damit kommen wir endlich zum Thema:

Das Fichtelgebirge bildet ein nach Osten geöffnetes Hufeisen mit Gipfeln um die 1000 Meter (oft bedeckt mit Felsbrocken) und – der Name sagt es – bietet vor allem Fichtenwälder. Diese Fichten litten in den 1980er und 90er Jahren erheblich unter dem sauren Regen bzw. unter den Abgasen, die der Wind von den grenznahen Industrien Tschechiens herüberwehte. Davon hat sich der Wald einigermaßen erholt. Obwohl das Klima der Gegend eher rau ist und oft auch feucht, macht den Fichten in den letzten Jahren aber die Klimaerwärmung zu schaffen und in der Folge auch Borkenkäfer und Windbruch. Von vielen Gipfeln sieht man kahle Fichten (wie hier vom Waldstein). Die Forstbehörden versuchen, den Laubholzanteil zu erhöhen – was dem Fichtelgebirge aber vermutlich nicht den Namen kosten wird.

Schreibe einen Kommentar