Die Esche

„Die Esche wird aussterben!“ prophezeien seit ein paar Jahren die Baumkenner/innen und berichten die Zeitungen. Diese Warnung ist mir Grund genug, die Esche (Fraxinus excelsior) vorzustellen, auch wenn sie selten als Stadtbaum auftritt.

Besonderheiten: Eschen wachsen schnell und sind eher schlank; die großen Blätter sind gefiedert, das Blätterdach gibt nicht so viel Schatten.

Baum und Mensch: Eschenholz ist zäh, gleichzeitig elastisch und wurde für Speere verwendet; schon die Ilias erwähnt Eschenspeere. Auch der Liebesgott hat solide Eschenpfeile im Köcher, hört man, und Miraculix (also der keltische Druide) hatte einen Zauberstab aus Eschenholz. Früher wurden Radreifen, Leitern, Skier und Tennisschläger aus Eschenholz gefertigt. Hautnah hatten wir alle mit Turngeräten aus Eschenholz zu tun (z.B. am Barren oder am Schwebebalken – schrecklich!).

Medizinisch wird ein Aufguss aus Eschenholz seit Hippokrates und Hildegard von Bingen als Rheumatee empfohlen; dieser Tee ist ein wahres Allheilmittel. Er soll fiebersenkend wirken und galt als Ersatz für Chinarinde.

Kulturgeschichte / Mythen: Ich dachte, mit Linde und Eiche sei der Höhepunkt der mythologischen Bedeutungen erreicht; aber nein: die Esche übertrifft alles: Etliche Religionen erklären nämlich den Ursprung des Menschengeschlechts aus Eschenholz (in der germanischen Mythologie, bei den Wikingern, manchen Indianerstämmen etc.). Eine zentrale Rolle in der Snorri-Edda (ca. 1230) spielt die Weltenesche Yggdrasil, sie ist Achse und Stütze der Welt, und in ihrem Schatten versammeln sich täglich die Götter, um Gericht zu halten.

Klimaverträglichkeit/GALK: Fraxinus excelsior ist wenig geeignet als Stadtbaum; die Blumenesche (Fraxinus ornus) aus dem östlichen Mittelmeergebiet dagegen gilt als stadtklimafest und ist nicht betroffen vom Eschentriebsterben.

Nachteile/Gefährdungen: Ursache für das sogenannte Eschentriebsterben ist ein Pilz, der sich, vom Baltikum kommend, ausbreitet (mit dem putzigen Namen “falsches weißes Stengelbecherchen). Kranke Bäume erkennt man an der schütteren Krone.

Mehr zur Esche in dem lesenswerten Buch: Laudert, Doris: Mythos Baum. Geschichte, Brauchtum, 40 Baumporträts. München/Wien/Zürich: BLV Verlagsgesellschaft, 6., durchges. Aufl. 2004, S. 188-122.

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