Saison der Baumfällungen – und der PFLANZUNGEN!

Von Oktober bis März heulen in der Stadt gelegentlich die Motorsägen. Baumfreund*innen geht das durch Mark und Bein, und die bange Frage drängt sich auf: Welchem Baum in der Nachbarschaft geht es diesmal an den Stamm? In den Wintermonaten sind Baumfällungen erlaubt (im Rahmen der Baumschutzsatzung nur mit Ausnahmegenehmigung). Wegen brütender Vögel und anderen Tieren in den Bäumen sind Fällungen in den anderen Monaten des Jahres untersagt.

Die Stuttgarter Zeitung informiert in den Wintermonaten regelmäßig über die anstehenden Fällungen im Stadtgebiet. So z.B. im Oktober über die Fällung von 4 Bäumen am Albrecht-Dürer-Weg (Stuttgart-Nord), um Platz für die Erschließung der Baustelle für die Turnhalle der Mühlbachhofschule zu schaffen. Im Jahr 2022 sollen fünf Bäume nachgepflanzt werden.

Im Januar 2021 wird mehrfach angekündigt, dass Bäume gefällt werden, die „aus unterschiedlichen Gründen als absterbend bzw. nicht mehr standsicher“ gelten. So z.B. müssen etwa in Stuttgart-Nord/Hedelfingen 58 Bäume weichen (StZ 12.1.2021) und in Wangen 19 Bäume (StZ13.1.2021). In Bad-Cannstatt werden 35 Bäume gefällt (StZ 7.1.2021), von denen vier in den Geltungsbereich der Baumschutzsatzung fallen (Stammumfang in einem Meter Höhe über 80 cm). Der schlechte Zustand all dieser Bäume kann an einem ungünstigen Standort liegen, vermehrt werden aber Bäume absterben, die mit den heißen und trockenen Sommern nicht mehr zurechtkommen. In der Regel werden in solchen Fällen Bäume nachgepflanzt (in Bad Cannstatt „sofern ausreichend Platz vorhanden ist“) oft aber an einem anderen Standort.

Diese kleinen nachgepflanzten Bäumchen brauchen aber bekanntermaßen einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis sie ökologisch wertvoll sind bzw. die klimarelevante Wirkung großer Bäume entfalten. Sie geben ungleich weniger Sauerstoff an die Umgebung ab, filtern weniger Schadstoffe aus der Luft und geben weniger Schatten. Daher müssten für jeden gefällten Baum eigentlich gleich ein Dutzend Bäume nachgepflanzt werden. Und da absehbar ist, dass in den kommenden Jahren immer mehr Stadtbäume vor der Hitze kapitulieren, vertrocknen und nicht mehr standsicher sind, müsste die Stadt dringend ihre Strategie ändern. Große und größere Bäume sollten unter allen Umständen erhalten werden! Und zusätzlich müsste die Stadt viel mehr Standorte ausweisen (vor allem in den Straßen; nicht in Parks).

Diese Silberlinde (Tilia tomentosa ‚Brabant‘) an der Aussichtsplattform des Weißenburgparks (Stuttgart-Süd) versucht, die große Linde zu ersetzen, die ein Sommersturm zerstört hat.

In vielen Straßen Stuttgarts wurden in den letzten Jahren Säulenahorne (Acer platanoides columnare) gepflanzt, die laut der aktuellen GALK-Straßenbaumliste (11.1.2021) als „geeignet“ gelten – oder als „noch“ geeignet? – Von dieser Vorliebe scheint die Stadt unterdessen abgekommen zu sein. Für die Stuttgarter Neu- und Nachpflanzungen des Jahres 2020 waren viele Arten vorgesehen, die in den aktuellen Straßenbaumtests für die immer extremeren Hitzesommer empfohlen werden; das sind vor allem südosteuropäische Arten wie z.B. Silberlinde, Baumhasel, Zerreiche, Zürgelbaum etc. Und auch der Feldahorn (Acer campestre) kommt offenbar mit Hitze und Trockenheit besser zurecht.

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